Mainz. Die Caritas im Bistum Mainz kritisiert zum Welttag der Armen (14. November) die viel-fältige Benachteiligung junger Menschen. "Viele von ihnen leiden in Folge der Pandemie unter materieller Armut, aber auch unter einer Armut an Teilhabe", so Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz. "Wir müssen Jugendlichen und jungen Erwachsenen endlich Gehör schenken und sie in wichtige gesellschaftliche Entscheidungsprozesse einbeziehen."
Bundesweit hatte die Caritas in den vergangenen Wochen auf die Situation benachteiligter Ju-gendlicher und junger Erwachsener aufmerksam gemacht. Die Corona-Pandemie habe sie in einer biographischen Übergangssituation besonders hart getroffen, so Diözesancaritasdirekto-rin Regina Freisberg. "Distanz-Lernen, Kontaktverbote und Abstandsgebote haben persönliche Bedürfnisse und Bildungschancen beeinträchtigt. Bestehende Benachteiligungen und Un-gleichheiten wurden noch verschärft."
Die Caritas fordert von der Politik eine "Kultur des Hinschauens", niedrigschwellig zugängliche und bedarfsgerechte Angebote für junge Menschen und kreative Lösungen vor Ort. "Konkret müssen zum Beispiel die Übergänge von der Schule in den Beruf, aber auch von der Jugend-hilfe in ein selbständiges Leben besser gestaltet und gefördert werden", so Diözesancaritasdi-rektorin Freisberg.
An der Schwelle zwischen Schule und Beruf blieben in der Corona-Pandemie besonders viele junge Menschen hängen, wie der Deutsche Caritasverband kritisiert. Viele Jugendliche sind während der Pandemie verloren gegangen: 84 000 Ratsuchende haben laut Berufsbildungs-bericht 2021 den Kontakt zur Berufsberatung der Arbeitsagenturen abgebrochen.
Das Projekt "we-care-Mainz" des Caritasverbandes Mainz bietet hier ein niedrigschwelliges Angebot. Streetworker und Streetworkerinnen suchen junge Menschen auf der Straße auf und eröffnen Perspektiven. Weihbischof Bentz, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Diöze-sancaritasverbandes ist, hatte "we-care-Mainz" im Vorfeld des Welttags der Armen in die Mainzer Neustadt begleitet und war dort mit vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen ins Gespräch gekommen. Das Hilfesystem für junge Menschen weise Lücken auf, so der Weih-bischof nach dem Besuch. Hier gelte es, genau hinzuschauen und diese Lücken zu schließen. "Armut ist nicht abstrakt. Sie ist konkret. Sie hat ein Gesicht. Für mich war das eine besondere Erfahrung: Einmal ganz gezielt Ausschau zu halten nach dem jungen Gesicht der Armut auf den Straßen unserer Stadt. Dem Armen begegnen heißt Jesus begegnen. Deshalb war es be-rührend, als wir bei unserem Streifzug über den Goetheplatz auch tatsächlich einem Martins-zug - den Kindern mit ihren Laternen, dem heiligen Martin auf einem Pferd - begegnet sind. Der heilige Martin hat im Gesicht des Bettlers Jesus selbst erkannt."
Der Welttag der Armen wurde 2016 von Papst Franziskus ins Leben gerufen, um das Schick-sal der Armen weltweit ins Blickfeld zu rücken. Die Caritas gestaltet im Vorfeld traditionell so genannte Armutswochen und nimmt dabei einen bestimmten Aspekt von Armut in den Fokus, in diesem Jahr die belastete Situation (benachteiligter) junger Menschen in und nach der Pan-demie. (jik)