09.
August 2011
Altenpflegeausbildung – mehr Ausbildung,
weniger Geld?
Die geplante Kürzung der finanziellen Ausstattung
der Altenpflegeschulen in Hessen gefährdet die Ausbildungsinfrastruktur und -qualität.
Wiesbaden, Mainz.
Der durch den hessischen
Sozialminister Grüttner angekündigten Erhöhung der landesfinanzierten
Schulplätze in der Altenpflege von 3.500 Platzen auf 4.000 Plätzen folgte die
Ernüchterung: Offenbar will Staatsminister Grüttner an seinen im Juli bekannt
gewordenen Plänen festhalten, eine Ausweitung von Schulplätzen in der
Altenpflegeausbildung durch Kürzungen der finanziellen Zuweisungen an die
Schulen zu refinanzieren. Das legen jedenfalls Informationen aus dem Hessischen
Sozialministerium nahe.
„Wenn
diese Pläne so umgesetzt werden, wäre das eine Mogelpackung“, sagte
Diözesancaritasdirektor
Thomas
Domnick
.
„Wir alle wissen, dass der Fachkräftemangel
in der Altenpflege noch zunimmt. Die Qualität der Ausbildung erfordert deshalb
nicht nur eine Erhöhung der Schulplätze, sondern die Attraktivität und Qualität
der Schulausbildung muss beibehalten, wenn nicht verbessert werden. Kürzungen
sind das falsche Signal.“
Nach
Einschätzung der Liga der
Freien
Wohlfahrtspflege in
Hessen ist diese Kürzung für die Altenpflegeschulen eine stärkere finanzielle
Belastung, als auf den ersten Blick ersichtlich. So erscheint die Idee des
Ministers erst einmal plausibel: Er will künftig für Schülerinnen und Schüler,
die die Ausbildung abbrechen, nur noch für kurze Zeit ein reduziertes Schulgeld
bezahlen. Obwohl die Zahl der
Abbrecher
in der
Altenpflegeausbildung im Durchschnitt anderer Ausbildungsberufe liegt, kommen
so schnell weit mehr als eine halbe Million Euro zusammen. Davon können die
weiteren versprochenen 500 Schulplätze – zumindest teilweise – finanziert
werden.
Das
Problem dabei: Nur weil Schüler ihre Ausbildung abbrechen, können die
anfallenden Kosten nicht unmittelbar reduziert werden: es kann weder die
eingesetzte Lehrkraft geteilt noch das Schulgebäude verkleinert werden. Diese
Finanzierung des Ausbildungsabbruchs ist daher notwendig. Andernfalls müsste
das Schulgeld erhöht werden, da es bisher von der gesonderten Erstattung der
Abbrecher
ausging und somit auf einer anderen Grundlage
ermittelt wurde. Das Schulgeld ist letztmalig im Jahr 2002 angepasst worden.
Nach Auskunft der Liga sind die Kosten zwischenzeitlich um mehr als 15 %
gestiegen.
Die
geplante Kürzung kann dazu führen, dass Ausbildungskurse in manchen Regionen,
die auf Grund der knappen Schülerzahl ohnehin kaum wirtschaftlich durchzuführen
waren, nun aus finanziellen Erwägungen abgesagt werden. Im Ergebnis könnte die
Zahl der Auszubildenden in der Altenpflege so sogar sinken – und das, obwohl
der Bedarf größer ist denn je.
Die
hessischen Verbände der freie Wohlfahrt, die überwiegend Träger der
Alten-pflegeschulen sind, fordern nun, das Schulgeld zu erhöhen, wenn die alte
Regelung gekippt werden soll. „Die Pläne des Sozialministers müssen vom Tisch –
oder aber das Schulgeld wird gleichzeitig um die längst fälligen 15 Prozent
erhöht“, so Wolfgang Gern, Vorsitzender der Liga der
Freien
Wohlfahrtspflege in Hessen. „Darüber hinaus ist es notwendig, dass die
Landesregierung endlich in die Diskussion einsteigt, wie die pflegerische
Versorgung in Hessen langfristig gestaltet und der Bedarf an Pflegekräften
gedeckt werden soll. Die Liga ist dazu bereit und hat ihrerseits bereits Vorschläge
vorgelegt.“
Die
Forderungen und Vorschläge der Liga finden sich im Internet unter: