Pressemitteilung des Caritasverbandes für die Diözese Mainz
48/1999 - 19. November 1999 Verantwortlich: J. Otto Weber, Fon 06131/2826-254 - Fax 06131/2826-279 E-mail |
50 Jahre Caritas-Altenheim St. Elisabeth in Offenbach - Junglas hielt Festrede |
Umgang mit alten Menschen - eine Feuerprobe für den Sozialstaat I |
Offenbach. - "Wie ernst wir es meinen, wenn wir uns zum Sozialstaat bekennen, zeigt sich am Umgang mit älteren Menschen", sagte der Mainzer Diözesancaritasdirektor Mario Junglas in seiner Festrede zum 50jährigen Bestehen des Caritas-Alten- und Pflegeheimes St. Elisabeth in Offenbach am 19. November, dem kirchlichen Festtag der Namenspatronin des Hauses. Junglas kritisierte dabei jene Auswirkungen der Pflegeversicherung, die einseitig die Kosten drücken - ohne danach zu fragen, was der alte Mensch zu einem menschenwürdigen Leben brauche. Auch mache die Pflegeversicherung eine zum Wohle der alten Menschen angebrachte ganzheitliche Pflege schwer, habe sie doch die Pflege in eine Summe einzelner Verrichtungen aufgeteilt, die dann auch einzeln abgerechnet werden müßten. - Zum Auftakt des Festes hatte der Vorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Mainz, Ehrendomkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, in der großen zentralen Halle des vor drei Jahren eingeweihten Neubaus zusammen mit Bewohnern, Angehörigen und Festgästen einen feierlichen Gottesdienst gefeiert. Zum Ende des Gottesdienstes wurde Lorenz Eckstein, Pfarrer in Dieburg und seit 25 Jahren Vorsitzender des Caritasverbandes Offenbach, mit dem "Ehrenzeichen der Caritas in Gold" geehrt, das ihm vom Deutschen Caritasverband verliehen worden ist. Gottfried Albert, stellvertretender Vorsitzender des Caritasverbandes Offenbach, lobte dabei Ecksteins kompetente, sachliche, stets an der Sorge für die Menschen orientierte Amtsführung und dankte ihm für seinen unermüdlichen Einsatz. "Nicht in Wort und Zunge lieben, sondern in der Tat und Wahrheit - das ist es, was uns in diesem Haus zusammenführt", sagte Ehrendomkapitular Eberhardt in seiner Predigt in Anlehnung an einen Text aus dem 1.Johannesbrief, der zuvor verlesen worden war. Wer so nah, wie es in einem Pflegeheim geschieht, mit anderen Menschen zusammenlebe, werde an seinem Tun erkannt. Und nur, wer in der Tat und Wahrheit liebe, könne wirklich helfen. Eberhardt dankte allen Pflegenden - den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Ehrenamtlichen wie den Angehörigen - für alle liebevolle Zuwendung zu den Bewohnerinnen und Bewohnern. Zugleich ermutigte er insbesondere die pflegebedürftigen Menschen: "Wenn Sie in Liebe die Pflege annehmen, können Sie Ihre Hilfebedürftigkeit ertragen". Sprecherin des Heimbeirates: "Hier sind wir daheim" Dass Eberhardt damit gut die Atmosphäre im Haus beschrieben hatte, zeigte sich im Grußwort von Erna Weyermann, der Vorsitzenden des Heimbeirates. Selbst pflegebedürftig, fühle sie sich bestens betreut und gepflegt, sagte sie. Herzlich dankte sie im Namen aller Bewohnerinnen und Bewohnern der Heimleiterin, Britta Schulte-Klein, und insbesondere allen Schwestern und Pflegerinnen, die "gleichmäßig, offen und hilfsbereit uns oft nicht einfachen älteren Menschen begegnen", den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Küche und Hauswirtschaft sowie den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der Seelsorgerin und den Seelsorgern. "Ohne Sie alle könnten wir nicht sagen: Hier sind wir daheim", sprach sie höchstes Lob aus. Kranke und Behinderte bei Jesus im Mittelpunkt Dass die Pflege alter, behinderter und kranker Menschen in der Kirche einen hohen, nach dem Evangelium einen unverzichtbaren Stellenwert hat, hatte in seiner Festrede auch Junglas betont. "Jesus stellt die kranken und behinderten Menschen in den Mittelpunkt seiner Botschaft", sagte er. "Wenn wir Christen aufhören würden, alte, benachteiligte und behinderte Menschen zu pflegen, hätten wir unsere Identität als Kirche verlassen". In der Pflege könne sich ein Stück Gottbegegnung ereignen. Menschen würdig pflegen Zur menschenwürdigen Pflege gehöre es, so Junglas, dass die Bewohner als Personen wahr- und angenommen werden. Sie müßten ein Höchstmaß ihrer individuellen Gewohnheiten genauso beibehalten können wie ihre Kontakte zu ihren Familienangehörigen, Freunden und Bekannten. Aber auch die Pflegenden müßten in der Lage bleiben, menschlich mit den Bewohnern umzugehen. Dazu gehöre auch Zeit. In ihrer schweren Arbeit brauchten sie zudem Begleitung, ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Nur wenn sie die pflegebedürftigen Menschen zugleich auch als Gebende sehen könnten, die Erfahrung und einen großen Reichtum an Lebenswissen mitbringen, werde die Nähe Gottes erfahrbar. Würde des Menschen unantastbar "Die Würde des Menschen ist für uns unantastbar, gültig für den Menschen vom Beginn des Lebens an bis zu seinem Tod und unabhängig vom Alter", hatte Geistlicher Rat Lorenz Eckstein bei der Begrüßung der vielen Gäste betont. Viel Anerkennung und Sympathie für die Caritas in Offenbach Der Offenbacher Caritasdirektor Simon Tull moderierte den Reigen der Grußworte, in denen dem Caritasverband viel Sympathie und Anerkennung für seine Arbeit für alte Menschen, aber auch für sein Gesamtengagement zur Verbesserung des Zusammenlebens der Menschen entgegengebracht wurde. So hat etwa Landtagsabgeordneter Stefan Grüttner (CDU) dem Caritasverband "alle Unterstützung" zugesagt. Offenbachs Oberbürgermeister Gerhard Grandke, dessen Frau bei der Feier anwesend war, bedauerte in einem verlesenen Grußwort, dass er nicht persönlich kommen konnte, versicherte aber dem Caritasverband "als maßgeblichem Träger verschiedener Einrichtungen" seine "höchste Wertschätzung". Und Ferdi Walter (FDP) betonte für die kommunale Ebene, man sei auf die Hilfe der freien Träger angewiesen. 50 Jahre alt, vor drei Jahren Neubau Vor 50 Jahren, am 13. Februar 1949, war das Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth in der Kaiserstraße in der Offenbacher Innenstadt eingeweiht worden. Nachdem die bauliche Substanz veraltet war, errichtete der Caritasverband Offenbach am Stadtwaldrand in der Schumannstraße einen Neubau, der nach der Plänen von Architekt Herbert Rohde ganz auf die Belange der alten Menschen ausgerichtet ist. Er konnte vor drei Jahren bezogen werden. Verbindendes Element ist eine große, lichtdurchflutete Eingangshalle, in der jetzt auch der Jubiläumsgottesdienst wie der anschließende Festakt stattfanden. ) |