Diözese Mainz. -
Der Kreuzbund
Diözesanverband Mainz feierte sein dreißigjähriges Bestehen mit einem
Gottesdienst, einem Festakt und einem anschließenden Familienfest am 18. Juni
in dem Wallfahrtsort Maria Einsiedel bei Gernsheim. Das Fest stand unter der
Schirmherrschaft des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, der wegen des
gleichzeitigen Hessentages in Weilburg nicht persönlich daran teilnehmen
konnte. Staatssekretär Gerd Krämer vom Hessischen Sozialministerium bezeichnete
in einem Grußwort den Kreuzbund als einen unverzichtbaren Teil der
Suchtkrankenhilfe in Hessen. Der Kreuzbund ist inzwischen der größte deutsche
Sucht- Selbsthilfeverband, wie Diözesanvorsitzender Hartmut Zielke in seiner Ansprache
betonte. Die 70 Selbsthilfe- und 18 Informationsgruppen des Kreuzbundes allein
in der Diözese Mainz werden wöchentlich von mehr als 1.200 Menschen besucht,
sagte Zielke. Diözesancaritasdirektor Peter Deinhart, der als früherer
Suchthilfereferent des Diözesancaritasverbandes maßgeblich am Aufbau des Kreuzbundes
beteiligt war, nannte das in seinem Grußwort „eine großartige
Erfolgsgeschichte“. Der Kreuzbund ist ein Fachverband der Caritas. Die
Glückwünsche des Kreuzbund-Bundesvorstandes überbrachte dessen Vorsitzende, Angelika
Spitz.
Zum Beginn des Festes feierte der Geistliche Beirat des
Mainzer Kreuzbund-Diözesanverbandes, Lothar Landvogt, mit den zahlreichen
„Weggefährtinnen und Weggefährten“ und vielen Gästen einen Gottesdienst. In
seiner Predigt erinnerte er an das Beispiel Jesu, der auf Menschen zugegangen
ist, die ausgeschlossen und verachtet waren. Nach Jesu Vorbild forderte er dazu
auf, zum Beispiel denen gegenüber, die etwa durch ein Suchtproblem zu den
Ausgestoßenen zählen,
großzügig und tolerant
zu sein, nicht aber gleichgültig.
Diözesanvorsitzender Hartmut Zielke
erinnerte in seiner Rede daran, dass der Kreuzbund auf eine über 100- jährige
Geschichte zurückblickt. Als katholische Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft
für Suchtkranke und Angehörige arbeitet er unabhängig und überkonfessionell. Er
gliedert sich in den Bundesvorstand, 27 Diözesanverbände und mehr
als 1550 Selbsthilfegruppen mit über 30.000 Besuchern.
1.200 Menschen werden erreicht
Der Kreuzbund Diözesanverband Mainz, so
Zielke, wurde am 19. Juni 1975 in Braunshardt gegründet.
Er ist seitdem kontinuierlich gewachsen und
umfasst derzeit fünf Stadtverbände in Bingen, Darmstadt, Groß- Gerau, Offenbach
und Rüsselsheim mit 70 Selbsthilfe- und 18 Informationsgruppen und einigen
Frauengesprächskreisen. Mehr als 1.200 Menschen besuchen die Selbsthilfegruppen
des Kreuzbundes in der Diözese Mainz. 80 % der Gruppen befinden sich auf
dem Gebiet von Hessen.
Ein wichtiger Aufgabenschwerpunkt des
Kreuzbundes liege im Bereich des Aus- und Weiterbildungswesens, betonte Zielke.
Es werde eine Vielzahl von Seminaren für die ehrenamtlichen Helfer angeboten.
Besonders stolz sei man auf die Durchführung einer „Qualifizierten
Weiterbildung für Ehrenamtliche in der Suchtkrankenhilfe
(Suchthelferausbildung), deren dritte Staffel mit sechs Blockseminaren in den
Jahren 2005/ 2006 durchgeführt werde.
Ergänzt professionelle Suchtkrankenhilfe
Die Suchtselbsthilfe des Kreuzbundes
ergänzt die professionelle Suchthilfe (Suchtberatungsstellen /
Suchtfachkliniken) um ein unverzichtbares Angebot mit eigenständigem Profil. Er
kann und will sie nicht ersetzen, sondern den dort erzielten Erfolgen
Nachhaltigkeit verleihen. Deinhart erinnerte in seinem Grußwort an die Wandlung
des Kreuzbundes in den späten sechziger und frühen siebziger Jahren vom
früheren Abstinenzverband zur Helfergemeinschaft und Selbsthilfebewegung. Wichtige
Impulse und Initiativen zu dieser Wandlung und zur Gründung neuer Gruppen, in
denen sich Betroffene gegenseitig stützen, seien von der professionellen Suchtkrankenhilfe
ausgegangen. Motor der Gründung des Diözesanverbandes sei Wilhelm Schulze
gewesen, damals Leiter der Fachklinik für Menschen mit Suchtabhängigkeiten
„Schloß Falkenhof“ in Bensheim, später langjähriger Direktor des
Caritasverbandes Darmstadt, der sich unter den Festgästen befand. Auch die
Fachreferenten und Fachberater der Caritasverbände in der Diözese hätten den
Aufbau des Kreuzbundes stark gefördert, sagte Deinhart.
Anlaufstelle für Menschen mit Suchtproblemen
Die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und
Helfer sind oftmals erste Kontakt- und Anlaufstelle für Menschen mit
Suchtproblemen und Angehörige, gab Zielke einen Einblick in die konkrete
Arbeit. lm Mittelpunkt stehe dabei das offene Gespräch und die Begegnung in den
Gruppen. „Jede und jeder wird bei uns vorurteilsfrei aufgenommen. Hier stehen
Menschen mit Rat und Tat zur Verfügung, die selbst von der Suchterkrankung
betroffen sind und abstinent leben. Sie vermitteln eindrucksvoll, dass es einen
Ausweg aus der Sucht gibt.“ Durch diese
Betroffenenkompetenz verkörperten sie ein eigenständiges
„Expertentum“.
90 Prozent dauerhaft abstinent
Die
Erfolge der Suchtselbsthilfe könnten sich sehen lassen, meinte Zielke zu Recht:
Fast 90 % der Suchtkranken, die regelmäßig Suchtselbsthilfegruppen besuchen,
leben dauerhaft abstinent und erreichen durch die Gruppe die Wiederherstellung
von Gesundheit, Glück, Sinn und Lebensfreude. Rund 21 % der suchtkranken
Mitglieder haben keine therapeutische Hilfe in Anspruch genommen und weitere 12
Prozent haben lediglich eine qualifizierte Entgiftung meist in Allgemeinkrankenhäusern
hinter sich.
In Anerkennung der Aufbauhilfen für den
Kreuzbund durch die Caritas ehrte gegen Ende des Festaktes die stellvertretende
Diözesanvorsitzende Christine Müller sechs Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der ersten Stunde mit einer Dankurkunde: Ulrike Kühn, Peter Deinhart, Rudi
Bonertz, Martin Buschmann, Werner Spamer und Wilhelm Schulze. Danach
feierte
die große Kreuzbundfamilie ein fröhliches Fest mit Grillstand, Getränken,
Spielmobil und weiteren Spielen, mit viel Austausch von Erinnerungen,
Erfahrungen und gemeinsamen Erlebnissen, mit Kaffee und Kuchen – nur ohne
Alkohol.
J. Otto Weber
Kontakt:
E-Mail:
hartmut.zielke@kreuzbund-dv-mainz.de
Internet: www.kreuzbund-dv-mainz.de