Stadt und Landkreis Offenbach, Landkreis Groß-Gerau. – 27Jahre lang war Geistlicher Rat Lorenz Eckstein Vorsitzender desCaritasverbandes Offenbach, der gebietsmäßig die Stadt und den LandkreisOffenbach sowie den Landkreis Groß-Gerau umfasst. In einer Feierstunde imOffenbacher Caritaszentrum hat Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt am 10. April2002 im Auftrag des Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, Eckstein ausdiesem Amt verabschiedet und den Offenbacher Dekan Klaus Denner zu seinem Nachfolgerernannt. Der Offenbacher Oberbürgermeister Gerhard Grandke gab sich in seinerFestrede für seine Stadt zuversichtlich, dass trotz leerer Kassen und vielerUmbrüche im Sozialbereich auch künftig im Zusammenwirken mit der freienWohlfahrtspflege gute Wege zur Hilfe für die Menschen gefunden werden, dieHilfe brauchen. Eckstein, der wenige Tage zuvor seinen 70. Geburtstag gefeierthat, bleibt Pfarrer der Pfarrei St. Peter und Paul in Dieburg,Vorstandsvorsitzender des Gelben Hauses in Offenbach und Vorsitzender der St.Rochus-Stiftung in Dieburg, die sich für die nächsten Jahre den Umbau desbisherigen Exerzitienhauses zum Gesundheitszentrum mit Anbau einesKrankenhauses und eines Altenheimes vorgenommen hat.
Der Offenbacher Caritasdirektor Simon Tull freute sich,dass viele prominente Persönlichkeiten aus Offenbach und den Landkreisen wievon der Kirche von Mainz zu der Feier gekommen waren und begrüßte nicht wenigerherzlich die vielen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitersowie die Unterstützer der Caritas, die dem scheidenden Vorsitzenden ihren Dankabzustatten gekommen waren.
„Die Zusammenarbeit öffentlicher und freierWohlfahrtspflege, grundsätzlich und in schwieriger Zeit“ hatte der OffenbacherOberbürgermeister seine Festrede überschrieben. Das Prinzip der Subsidiarität,das über viele Jahre das Zusammenwirken der öffentlichen mit der freienWohlfahrtspflege geprägt hatte, hielt er keineswegs für eine Altlast, sonderneher für ein Zukunftsmodell auch für das 21. Jahrhundert. Das Subsidiaritätsprinzip,nach dem im Gemeinschaftsleben die jeweils übergeordnete Gemeinschaft dieWirkungsmöglichkeiten der jeweils untergeordneten Gemeinschaft anerkennen mussund nur die Aufgaben an sich ziehen soll, die von dieser nicht erfüllt werdenkönnen, habe in Offenbach trotz leerer Kassen schon zu vielen guten Lösungengeführt. Grandke nannte als Beispiele die beiden Altenheime desCaritas-Zentrums, in dem sich die Feier vollzog: St. Ludwig und St. Elisabeth.Durch gesetzliche Weiterentwicklungen hätten die Verbände der freienWohlfahrtspflege unter Kostengesichtspunkten zwar stärkere Konkurrenz bekommenund müssten sich ethisch profilieren, aber angesichts der in Offenbach konkretexistierenden Wohlfahrtsverbände sei ihm dabei nicht bange, meinte der Oberbürgermeister.Da nicht Offenbach allein, sondern so gut wie alle Großstädte von Geldnotgeplagt seien, hoffe er auf gesetzliche Lösungen. Es müsse Schluss damit sein,dass in Berlin Gesetze gemacht werden, deren finanzielle Folgen allein dieKommunen zu tragen hätten. Und es sei nicht länger hinzunehmen, dass immer mehrUnternehmen zum Beispiel vor Steuern einen kleineren Gewinn ausweisen als nachSteuern. Die Stadt Offenbach werde auch künftig die freien Wohlfahrtsverbändenach Kräften unterstützen, sagte der Oberbürgermeister zu. Dabei ermutigte erdiese zu Beharrlichkeit bei der Suche nach Lösungen, so wie er sie vom „TeamEckstein-Tull“ bisher erlebt habe und sich vom künftigen „Team Denner-Tull“weiterhin wünsche. Trotz leerer Kassen sei in Offenbach für die Menschen vielerreicht worden, und dafür danke er nicht zuletzt dem scheidenden Caritas-VorsitzendenLorenz Eckstein.
Domkapitular Eberhardt hatte in seiner Predigt währendeines Gottesdienstes zu Beginn der Feier an den Auftrag der Caritas erinnert,den Menschen im praktischen Tun und Helfen die Liebe Gottes erfahrbar zumachen. Gelebte Caritas sei zugleich immer auch unaufdringliche Verkündigungdes Glaubens. Zwar könne Caritas nicht alles tun. Aber sie sei auch als Anwaltgefordert, politisch aufzutreten und einzufordern, dass jeder die Hilfebekommt, die er braucht – „ob durch uns oder durch andere“. Eberhardt dankteallen, die ehren- oder hauptamtlich bei der Caritas an der Basis mitarbeiten,wie auch denen, die für das Gesamtwerk Verantwortung tragen – so wie es LorenzEckstein 27 Jahre lang getan habe.
VonDankbarkeit geprägt war auch die Rede, mit der sich Lorenz Eckstein aus seinemAmt verabschiedete. Er dankte zuerst Gott, der ihm die Kraft und die Gesundheitgeschenkt habe, dieses Amt so lange zu führen, und dann allen, die ihn dabeiunterstützt haben und die mittragen am Werk der Caritas – angefangen vonVorstand und Geschäftsführung über die ehren- und hauptamtlichenMitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Unterstützer, Spender, die Sammlerinnenund Sammler bis zu den Partnern in Politik und Kirchen. Sein Nachfolger KlausDenner versprach, das Werk nach Kräften fortsetzen zu wollen.