Mainz.- Annähernd 27 Jahre lang hat Professor Dr. Karl Dieter Höhle als langjähriger Chefarzt der Chirurgischen Abteilung und Ärztlicher Direktor das St. Hildegardis Krankenhaus in Mainz wesentlich mitgeprägt. Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand würdigte Kardinal Karl Lehmann das hohe fachliche Können und die Hoffnung stiftende Menschlichkeit des scheidenden Ärztlichen Direktors. Höhle gilt als einer der letzten Allround-Chirurgen, die das gesamte Spektrum seines Faches von der Unfall- über die Thorax- und Gefäßchirurgie bis zur Endoskopie beherrschte. Als Nachfolger begrüßte Lehmann die neuen Chefärzte Prof. Dr. Achim Heintz und Prof. Dr. Eckhart Mayer. Mayer wird Leiter des neuen Thorax-Chirurgischen Zentrums, das das Katholische Klinikum Mainz gemeinsam mit dem Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität gegründet hat
Höhle habe „in herausragender Weise die Aufgabe des Chefarztes wahrgenommen“, sagte Lehmann. Er habe sein hohes fachliches Können in den Dienst des Krankenhauses und seiner Patienten gestellt. Regelmäßig habe er Vorlesungen abgehalten und durch viele Veröffentlichungen und Fortbildungsveranstaltungen sein Wissen weitergegeben an die nächste Generation. Den Patienten sei er in menschlich verbindender Weise begegnet und habe ihnen Hoffnung und Zuversicht gegeben. Nicht zuletzt habe er den Mut gehabt, hervorragende Mitarbeiter an das St. Hildegardis Krankenhaus zu berufen. „Im Namen vieler Menschen, denen Sie hilfreich zur Seite standen, danke ich Ihnen“, sagte Lehmann.
„Wir verabschieden eine Persönlichkeit, die maßgeblich dieses Krankenhaus mitgeprägt und mitgetragen hat“, begrüßte Bernhard Franzreb, der Geschäftsführer des Caritas-Werks St. Martin, die zahlreichen Gäste, die zur Verabschiedung von Prof. Höhle gekommen waren. Große Hochachtung sprach aus allen Grußworten zur Verabschiedung des Ärztlichen Direktors. Die Rede war vom „letzten Dinosaurier“, der die Bühne verlässt (Dr. Jürgen Hoffart, Vorsitzender der Bezirksärztekammer Rheinhessen), verglichen wurde er mit den „Titanen der Chirurgie“ (Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Ärztlicher Direktor des Klinikums der Johannes Gutenberg-Universität Mainz) und gewürdigt als „der letzte große Chirurg, der eine Allround-Ausbildung durchgemacht hat“ (Dr. Hans-Joachim Bartholomä, Ärztlicher Direktor des Katholischen Klinikums Mainz). „Abschied ist ein bisschen wie Sterben“ zitierte Schwester Jutta Mengen, die Oberin des St. Hildegardis Krankenhauses, ein bekanntes Lied. Sie würdigte unter anderem, dass Prof. Höhle immer auch bereit gewesen sei, mittellose Patienten zu operieren, ohne Honorar zu verlangen. „Hier wird Medizingeschichte geschrieben“ sagte beeindruckt Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, der Vorsitzende des Aussichtsrates des Caritas-Werks St. Martin als Träger des Katholischen Klinikums Mainz, zu dem das St. Hildegardis Krankenhaus gehört.
„Ich war gerne Klinikarzt am St. Hildegardis Krankenhaus“, bekannte der scheidende Ärztliche Direktor. Zugleich richtete er einen sorgenvollen Blick auf die Zukunft des Gesundheitswesens. „Bilden wir Ärzte aus – oder Manager?“ Er vermisse zunehmend die Menschlichkeit und fürchte, dass heraufziehende Entwicklungen in der Pflege noch mehr Zeit für Dokumentationen beanspruchen werde, die im Umgang mit Patienten fehle. „Das, was ich bin, bin ich anderen schuldig“, schloss er. Die Gäste dankten ihm mit Minuten langen stehenden Ovationen für sein Engagement, sein Können und seine Menschlichkeit.
J. Otto Weber