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Bischof Lehmann: Sucht und Abhängigkeit muss breit zum Thema werden
25 Jahre Kreuzbund in der Diözese Mainz Diözese Mainz. - Der Diözesanverband Mainz des Kreuzbundes, der sich als "Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und deren Angehörige" versteht, kann auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Der Kreuzbund zählt in der Diözese Mainz heute nahezu 80 Gruppen mit rund 550 eingetragenen Mitgliedern; noch einmal etwa die gleiche Zahl arbeitet in den Gruppen mit, konnte sich aber noch nicht zu einer festen Mitgliedschaft entschließen. Die Existenz des Kreuzbundes habe dazu beigetragen, dass Sucht und Abhängigkeit in unserer Gesellschaft offener und öffentlicher wahrgenommen werde und im Gespräch sei als noch vor Jahren, sagte der Mainzer Bischof Prof. Dr. Karl Lehmann in seiner Predigt während eines Gottesdienstes im Mainzer Dom zu Beginn der Jubiläumsfeiern am 22. Januar 2000. Es gebe jedoch noch viele Bereiche in unserer Gesellschaft, auch in kirchlichen Gemeinden, wo man sich mit diesem Thema schwer tue. Zwar sei es ein schwerer und schmerzhafter Schritt, die eigene Sucht wahrzunehmen, sagte der Bischof. Je mehr Menschen dies aber täten, um so leichter werde es. Lehmann wollte dabei Abhängigkeit nicht auf Alkohol oder Drogen beschränkt wissen. Süchtig machen könne auch der Spieltrieb oder Geld, wie es gerade in den derzeitigen Affären wieder deutlich werde. - Über die anschließende Jubiläumsveranstaltung im Erbacher Hof hatte Staatsministerin Rose Götte die Schirmherrschaft übernommen. Wenngleich vor wenigen Tagen der rheinland-pfälzische Landtag erneut einen Sparhaushalt verabschiedet habe, freue sie sich, dass die Mittel zur Suchtbekämpfung nicht gekürzt worden seien, sondern in den nächsten beiden Jahren leichte Steigerungen erfahren würden. - In seinem Festvortrag dachte der Mainzer Diözesancaritasdirektor Mario Junglas darüber nach, das sich niemand alleine aus der Sucht befreien könne. Häufig brauche er den Arzt und Therapeuten, immer den Mitmenschen und letztlich den Beistand Gottes. Albert Manger, der Diözesanvorsitzende des Kreuzbundes, freute sich, zur Jubiläumsveranstaltung zahlreiche Gäste begrüßen zu können - unter ihnen neben der Schirmherrin auch die Mainzer Sozialdezernentin Malu Dreyer, den Vorsitzenden des Diözesancaritasverbandes, Ehrendomkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, Domkapitular Günter Emig, viele hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Suchtkrankenhilfe des Caritasverbandes, den Kreuzbund-Bundesvorsitzenden Josef Hayck und die Diözesanvorsitzenden der angrenzenden Diözesen. Besonders willkommen hieß er Wilhelm Schulze und den stellvrtretenden Geschäftsführer des Diözesancaritasverbandes Mainz, Peter Deinhart. Schulze, der am Vortag als Direktor des Caritasverbandes Darmstadt verabschiedet worden war, hat vor 25 Jahren als damaliger Leiter der Caritas-Fachklinik für suchtkranke Männer "Schloß Falkenhof" in Bensheim genauso wie Deinhart, damals Referent für Gefährdetenhilfe beim Diözesancaritasverband, bei der Gründung des Diözesanverbandes Pate gestanden. Beide hatten sich in der Folgezeit stark für den Aufbau des Kreuzbundes, der anfangs 10 Gruppen zählte, zu seiner heutigen Größe engagiert. Von der Abstinenzbewegung zur Helfergemeinschaft Schon der Bischof hatte in seiner Predigt darauf hingewiesen, dass sich der Kreuzbund auf den Kaplan Josef Neumann zurückführt, der ihn 1896 aus eigener Betroffenheit - sein Bruder war durch übermäßigen Alkoholgenuß gestorben - als Abstinenzbewegung gegründet hatte. Erst in den jüngeren Jahrzehnten ist die Einsicht gewachsen, dass Suchtabhängigkeit eine Krankheit ist, die nur dann mit guten Chancen beherrscht werden kann, wenn auch das Umfeld und insbesondere die Familie mit in die Therapie einbezogen werden. An der Entwicklung neuer Modelle hat nicht zuletzt Schulze entscheidenden Anteil. Auf sein Betreiben und in Partnerschaft mit dem Diözesancaritasverband ist es in der Diözese Mainz zu einem sehr erfolgreichen Therapieverbund gekommen, in dem die Fachklinik eng mit der Suchtberatung der Caritas und der Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft Kreuzbund zusammenarbeitet. Heimatrecht in der Kirche Wer selbst Opfer der Sucht war und sich mit Hilfe anderer daraus befreien konnte, könne ein guter und Mut machender Helfer sein, hatte der Bischof in seiner Predigt gesagt. Der Kreuzbund habe Heimatrecht in der Kirche, denn er knüpfe am kleinsten Fünkchen Hoffnung an und gebe niemanden auf -- auch den nicht, der noch so sehr in Abhängigkeit verstrickt sei. Beim Kreuzbund könne jeder erfahren, dass er von Gott geliebt sei und ein Recht habe auf ein Leben in Würde. Angesichts der Anwesenheit des Bundesvorsitzenden und vieler Gäste aus anderen Diözesen danke er auch als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz den bundesweit rund 30.000 Kreuzbund-Mitgliedern in etwa 1.500 Gruppen dafür, dass sie auch bei Rückschlägen nicht verzweifeln und nicht müde werden, die Hoffnung aufrecht zu erhalten. Bewundert habe er immer die Offenheit und Ehrlichkeit, die er bei Kreuzbund-Gruppen erlebt habe. "Helfen kann man nur, wenn man die Masken fallen läßt", sagte Lehmann. Götte: Suchtproblem zugleich Familienproblem Ihr Großvater wäre sehr glücklich, wenn er erlebt hätte, dass eine seiner Enkelinnen derzeit als Ministerin für Kultur, Jugend, Familie und Frauen in Rheinland-Pfalz Verantwortung auch für den Bereich Suchtkrankenhilfe trage, zu dem der Kreuzbund zähle, verriet sagte Dr. Rose Götte aus ihrer Familiengeschichte. Ihr Großvater habe nämlich zu den Gründungsmitgliedern des Blauen Kreuzes der Evangelischen Kirche gezählt, des Pendants zum Kreuzbund. Darum habe sie gerne die Schirmherrschaft für die Jubiläumsveranstaltung übernommen. 1,5 Millionen Menschen seien bundesweit alkoholabhängig, eine riesige Zahl im Vergleich zu den 12.500 Menschen, die von illegalen Drogen abhängig seien. Allein in Rheinland-Pfalz seien schätzungsweise 136.500 Menschen abhängig vom Alkohol, unter ihnen 22.500 Frauen (harte Drogen zwischen 4.900 und 7.200). Weil jeder Suchtmittelmißbrauch auch ein Familienproblem darstelle, sei mit Recht die Zuständigkeit für diesen Bereich bei ihrem Ministerium angesiedelt. Für alles Engagement dankte sie dem Kreuzbund - ausdrücklich auch im Namen von Ministerpräsident Kurt Beck. Langjährige Mitglieder geehrt Manche Gründungsmitglieder und "Mitglieder der ersten Stunde" waren seitdem unermüdlich für den Kreuzbund oder die "Weggefährtinnen" und "Weggefährten" - wie sich die Mitglieder des Kreuzbundes gegenseitig nennen und erfahren - engagiert und sind heute noch dabei. Mit der Kreuzbundmedaille in Silber und einer Ehrenurkunde ausgezeichnet wurden die Gründungsmitglieder Martin Buschmann, Peter Deinhart, Waltraud und Karl Hohnhäuser, Paul Köster, Bruno Moritz und Wilhelm Schulze. Zum Dank für ihre maßgebliche Beteiligung am Aufbau der Kreuzbundgruppen hat Kreuzbund-Diözesanvorsitzender Albert Manger die gleiche Auszeichnung auch Rudolf Bonerz, Ulrike Kühn und Werner Spamer überreicht. Für 25jährige Mitgliedschaft im Kreuzbund bekamen aus der Hand von Kreuzbund-Bundesvorsitzendem Josef Hayck das Verbandsabzeichen in Gold: Erna Eckes, Hans Gaspar, Karl Hohnhäuser, Hermann Kohr und Bruno Moritz. Mit dem Verbandsabzeichen in Silber wurden für 10jährige Mitgliedschaft ausgezeichent Christine Harwardt und Christine Knußmann. J. Otto Weber |