Sie habe „ganz hervorragende Arbeit“ geleistet und
„wir sind sehr stolz darauf, dass wir diese Beratungsstelle haben“. Das sagte
die Seligenstädter Bürgermeisterin Dagmar B. Nonn-Adams bei der Feier zum
25jährigen Bestehen der Erziehungsberatungsstelle der Caritas in
Seligenstadt.
Der Offenbacher
Caritasdirektor Simon Tull freute sich, dazu zahlreichen Persönlichkeiten von
Caritas, Kirche und Politik begrüßen zu können. Geleitet wird die vom Caritasverband
Offenbach getragene Erziehungsberatungsstelle in Seligenstadt von Anfang an von
Franz-Werner Müller, der zugleich sein 25jähriges Dienstjubiläum begehen
konnte. Tull überreichte ihm das Goldene Ehrenzeichen der Caritas, das ihm der
Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Dr. Peter Neher, verliehen hatte.
Unter Müllers Leitung hat die Seligenstädter Erziehungsberatungsstelle viele
innovative Wege beschritten. Sie hat den Schwerpunkt ihrer Arbeit weg von der
Einzelberatung hin zu einer flächendeckenden Erziehungsberatung und
Gewaltprävention unter breiter Einbeziehung der Kindergärten, Schulen und Eltern
im Ostteil des Kreises Offenbach gelegt. In Würdigung dessen wurde sie vor
wenigen Wochen bereits zum zweiten Mal mit dem Landespräventionspreis des
Landes Hessen ausgezeichnet, der insgesamt bisher nur viermal vergeben worden
ist.
Begonnen hat die Feier mit einem persönlich
gestalteten Festgottesdienst im St. Josefshaus unter Leitung des Seligenstädter
Dekans Dieter Bockholt. In ihrem Grußwort betonte die Seligenstädter Bürgermeisterin
in Würdigung der werteorientierten Arbeit der Beratungsstelle, Politik ohne
Wertorientierung sei wertlos. Eine Politik, die Sozialarbeit ausschließlich als
Dienstleistung begreife, könne nur schwer ernst genommen werden. In der
psychologischen Beratungsstelle der Caritas sah sie zugleich eine große Chance
für die Stadt Seligenstadt und dankte für die dauernde Pionierarbeit während
der vergangenen 25 Jahre. „Die Arbeit darf in ihrem Bestand nicht gefährdet werden“,
warnte sie in einem Blick auf die Zukunft.
Einerseits sei durch die kontinuierliche Arbeit,
ihr Hinausgehen in die Kindergärten und Schulen und ihre frühe Einbeziehung der
Eltern die Zugangsschwelle zur Beratungsstelle niedriger geworden, sagte ihr
Leiter, Franz-Werner Müller, zur Entwicklung der Beratungsstelle. Das habe
andererseits zu einer Steigerung der Anmeldungen um 25 Prozent in den beiden
vergangenen Jahren geführt. Die Erziehungsunsicherheit habe bei den Eltern
erheblich zugenommen. Größer geworden sei auch die psychische Not der Kinder
durch Trennung ihrer Eltern. Nur noch 46 Prozent der Kinder lebten mit ihren
leiblichen Eltern zusammen. Zu bewältigen sei die Arbeit durch die
Beratungsstelle mit ihren sechs Planstellen nur durch eine konsequente Nutzung
der im sozialen Raum vorhandenen Ressourcen durch breite Zusammenarbeit. Es sei
gelungen, in vielen Gemeinden des Ostkreises Offenbach Kompetenznetzwerke
aufzubauen. Wie zuvor schon Caritasdirektor Tull, dankte Müller dem Seligenstädter
Lionsclub für nachhaltige Unterstützung verschiedener Projekte wie „Abenteuer
Konflikt“, „Lernfeld Konflikt“, „KOMPASS“ und „INSEL“, mit denen die Beratungsstelle
erfolgreich neue Wege beschritten habe. „Der Caritas vertrauen die Menschen in
hohem Maße“, stellte Müller fest. Er wies auch darauf hin, dass insbesondere
die Präventionsarbeit der psychologischen Beratungsstelle dem Kreis Offenbach
hohe Einsparungen erbracht habe.
Immer mehr Eltern fühlten sich durch die Aufgabe
der Erziehung ihres Kindes und ihrer Kinder überfordert, stellte Matthias
Weber, Vorsitzender des Landesarbeitsgemeinschaft Erziehungsberatung
Rheinland-Pfalz, in seinem Festvortrag zu neuen Herausforderungen der
Erziehungsberatung fest. Ein Kind lasse in der Regel das Selbstwertgefühl von
Mutter und Vater absinken und erhöhe die Depressionsanfälligkeit. Das führe zu
häufigeren Auseinandersetzungen zwischen den Partnern. Je höher die soziale
Stellung der Frau vor der Geburt des Kindes gewesen sei, desto geringer sei die
Neigung zur Geburt eines weiteren Kindes, nannte er empirische Fakten. Er
forderte eine nachhaltige Verbesserung der Situation der Familien. Zusätzlich
müssten junge Paare besser auf die Erziehung ihrer Kinder vorbereitet und dabei
begleitet werden.
J. Otto Weber
Kontakt:
Psychologische
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche,
Jakobstraße
5, 63500 Seligenstadt,
Fon: 06182/8956-0, Fax: 06182/8956-25