Rebecca Koss
Wie erleben Sie Ihre Arbeit/Ihr Engagement in Zeiten von Corona?
Per Mail und Telefon bleibe ich in regelmäßigem Kontakt zu den Ehrenamtlichen und den Familien. Meiner eigentlichen Tätigkeit - der Netzwerkarbeit - kann ich seit Corona allerdings nicht mehr nachgehen. Persönliche Kontakte, Workshop-Angebote, Seminare, Meetings mit Kollegen und anderen Institutionen, Ausrichtung der Schulung für Ehrenamtliche, Angebote für Eltern und Kinder, Schulveranstaltungen und Ähnliches liegen derzeit brach. Das empfinde ich als sehr unbefriedigend und frustrierend.
Mit welchen Anliegen, Sorgen und Nöten wenden sich Menschen an Sie?
Die Familien wenden sich hauptsächlich mit Erziehungsfragen und Problemen bei der Kinderbetreuung an mich. Allerdings sind das fast ausschließlich Personen, die uns bereits aus der Beratung kennen. Ich befürchte, dass die Menschen, die unsere Unterstützung dringend bräuchten, leider nicht den Mut und den Weg zu uns finden. Hin und wieder gestehen mir Mütter ein, dass sie mit der aktuellen Situation jetzt doch überlastet sind und es viel Stress in der Familie gibt und sie Tipps im Umgang mit den Kindern bräuchten. Die Ehrenamtlichen melden zurück, dass sie sehr traurig sind, ihre Patenfamilien nicht wie gewohnt unterstützen zu können. Sie sind beunruhigt, da sie die Nöte und Sorgen der Familien kennen.
Welches persönliche Erlebnis stimmt Sie zuversichtlich?
Ich bin überrascht, wie verständnisvoll die Menschen in meinem Arbeitsumfeld miteinander umgehen. Die Ehrenamtlichen berichten mir, dass sie regelmäßig Kontakt zu ihren Patenfamilien haben; sei es über digitale Kanäle, Telefon, Einkäufe erledigen, mit Behörden telefonieren und Ähnliches oder - in den letzten Tagen - auch mal einen Spaziergang mit den Kleinen machen. Sie versuchen, trotz allem, nah an Ihren Patenfamilien dran zu bleiben und sie wenigstens mental so gut wie es geht zu unterstützen.
Caritas in Zeiten von Corona bedeutet für mich ...
… dort zu unterstützen wo Hilfe benötigt wir und zwar so schnell wie möglich und so ausführlich wie nötig, unabhängig von Themen und Belangen, die wir im normalen Arbeitsalltag behandeln würden.