Mariette Rettich
Wie erleben Sie Ihre Arbeit/Ihr Engagement in Zeiten von Corona?
Im Moment habe ich natürlich viel mehr Arbeit als vor Corona. Jeder Tag muss neu organisiert werden. Jeder Tag ist anders. Trotzdem erfahre ich eine ungeheuerlich große Hilfsbereitschaft, die nicht aufhört. Ich erfahre Unterstützung von allen Seiten, ob von der Stadt, von Vereinen oder auch von muslimischen Organisationen und auch die Caritas wollte uns helfen. Vieles brauchte ich gar nicht in Anspruch zu nehmen. Auch die Bevölkerung unterstützt uns sehr stark, indem Menschen Lebensmittel kaufen und sie zur Tafel bringen, sich als Helfer anbieten oder auch finanziell uns unterstützen. Unsere neuen Mitarbeiter sind froh, etwas Sinnvolles tun zu dürfen. Sie kommen mit großer Begeisterung und packen tatkräftig mit an.
Mit welchen Anliegen, Sorgen und Nöten wenden sich Menschen an Sie?
Unsere Kunden sind sehr, sehr dankbar und ausgesprochen diszipliniert. Wenige Kunden wollen die Ware gebracht bekommen, da sie dann überhaupt nicht mehr raus können. Sie kommen gerne, alleine um eine Ansprache zu haben. Auch habe ich sehr viele Mundschutzmasken bekommen und an die Kunden verteilt, worüber sie sich besonders gefreut haben. Oft sind es wirklich nur so Kleinigkeiten, was den Menschen wirklich hilft.
Welches persönliche Erlebnis stimmt Sie zuversichtlich?
Die sehr große Solidarität, die große Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung, besonders von jungen Menschen und die noch größere Dankbarkeit unserer Kunden vermittelt einem Zuversicht. Von der Organisation werden wir viel auch nach Corona übernehmen. Corona gibt einem auch die Möglichkeit, manches neu zu machen, anders, vielleicht auch besser, alt eingefahrene Rituale neu zu überdenken. Ich persönlich habe und kenne keine Angst. Es geht immer weiter und ich schaue positiv in die Zukunft. Alles hat auch sein Gutes und seinen Sinn. Ich glaube daran.
Caritas in Zeiten von Corona bedeutet für mich.....
… vermehrt für andere da zu sein. Ich bin gesund, ich habe Energie, also kann ich sie weiter geben. Ich danke Gott jeden Tag dafür.
Tafel Bensheim e.V.
Rheinstraße 4 A, 64625 BensheimDie Tafel Bensheim besteht seit 15 Jahre. Es sind 600 Kunden bei der Tafel registriert, pro Ausgabe kommen zwischen 150 und 170 Haushalte. Zweimal in der Woche ist Ausgabe. Insges. haben wir 1059 Erwachsene registriert mit 597 Kindern und knapp 200 Rentner und Rentnerinnen. Bei Tafel Bensheim arbeiten 225 ehrenamtliche Helfer. Alle arbeiten ehrenamtlich.
Die Tafel Bensheim hatte nie geschlossen und wird auch in Zukunft nicht schließen. Viele unserer älteren Helfer bleiben zu Hause und dafür arbeiten 59 junge Menschen bei der Tafel. Sie kommen aus der Gastronomie, von der Lufthansa, Lehrer, Erzieher, Theater und Leute, die im Homeoffice sind. Sie sorgen dafür, dass der Tafelbetrieb weiterlaufen kann.