Christa Gehring
Wie erleben Sie Ihre Arbeit / Ihr Engagement in Zeiten von Corona?
Unsere Arbeit hat sich während der Corona-Krise insoweit verändert, als persönliche Beratungsgespräche, Begegnungen mit Kooperationspartnern und Teambesprechungen ausgesetzt beziehungsweise stark eingeschränkt wurden. Menschen, die sich Hilfe suchend an uns wenden, beraten wir nun überwiegend telefonisch, per E-Mail oder über Online-Beratung. Je nach Situation und Wunsch des Ratsuchenden führen wir Face-to-Face-Beratungen auch im Freien durch - etwa auf Parkbänken, im Garten von Kirchengemeinden oder bei Spaziergängen, was gerade im Frühjahr für alle Beteiligten sehr bereichernd ist. In jedem Fall halten wir die gesetzlich vorgeschriebenen Abstands- und Hygieneregeln ein.
Mit welchen Anliegen, Sorgen und Nöten wenden sich Menschen an Sie?
Wenn Familien mit vier, sechs oder acht Kindern wochenlang auf engstem Raum zusammen leben müssen, ist es für alle Beteiligten eine Situation, die nur schwer auszuhalten ist. In unserer Geflüchtetenarbeit versorgen wir zum Beispiel diese Kinder mit Spielen, Mal- und Bastelangeboten, die wir ihnen per Post zukommen lassen. Unsere Sozialarbeiter/innen und Sprachmittler helfen telefonisch beim Erklären von Behördenschreiben und beim Ausfüllen von Formularen; bei Angst vor Arbeitsplatzverlust und Insolvenz stehen Mitarbeitende der Allgemeine Lebensberatung und Schuldnerberatung den Ratsuchenden zur Seite und zeigen Wege der Existenzsicherung auf. Alle Beratungsangebote im Kreis Offenbach sind auch während Corona stark nachgefragt.
Welches persönliche Erlebnis stimmt Sie zuversichtlich?
Politik und Wissenschaft arbeiten Hand in Hand und leisten ein umsichtiges und kluges Krisenmanagement. Mich stimmt die Bereitschaft der Bevölkerung zuversichtlich, die von den Experten vorgeschlagenen Wege mitzugehen. Darüber hinaus freue ich mich sehr über die Solidarität in unserer Gesellschaft, die zahlreichen Nachbarschaftsinitiativen für Menschen in Not sowie über eine wachsende Nachdenklichkeit und Aufmerksamkeit für Umweltfragen, Naturschutz und Klimawandel. Auch die Kreativität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Caritasverbandes Offenbach hat mich sehr beeindruckt. Da wurden Masken genäht und Netzwerke aufgebaut, Gabenzäune errichtet, neue Wege beschritten und vieles mehr. Corona lässt uns innehalten und hinterfragen, mit welchen Vorbildern, Werten und Zielen wir in die Zukunft gehen wollen.
Caritas in Zeiten von Corona bedeutet für mich...
… für Menschen in besonderen Notlagen einzutreten, die sich im tagtäglichen Leben - besonders aber in Krisenzeiten - nicht selbst helfen können. Sie haben in Caritas einen treuen, zuverlässigen und kompetenten Ansprechpartner. Die Mitarbeitenden zeigen Besonnenheit, Umsicht und Mut. Caritas in Corona Zeiten bedeutet aber auch, gemeinsam mit allen Caritasmitarbeitenden und Kooperationspartnern neue Wege zu gehen und zum Beispiel den Bereich der Onlineberatung und andere digitale Zugänge weiter auszubauen.