Forum Sozialpastoral
"Jeder Mensch braucht ein Zuhause", fordert die Caritas mit ihrer diesjährigen Kampagne. Sie macht darauf aufmerksam, dass sich viele Menschen ihr Zuhause nicht mehr oder kaum noch finanzieren können. Menschen mit niedrigem, aber zunehmend auch mittlerem Einkommen haben auf dem Wohnungsmarkt so gut wie keine Chance mehr. Beim 16. Forum Sozialpastoral in Heppenheim ging es am Dienstag um dieses drängende soziale Problem: Was können Caritas und Seelsorge konkret tun, um von Wohnungsnot betroffene Menschen zu unterstützen? Wie können sie sich sozialpolitisch für mehr bezahlbaren Wohnraum einsetzen?
"Bauen, bauen, bauen wird die Wohnungskrise nicht lösen", machte Dr. Sebastian Schipper vom Institut für Humangeographie der Goethe-Universität Frankfurt deutlich. Denn was wäre gewonnen, wenn weiterer teurer Wohnraum geschaffen würde, den sich viele Menschen nicht mehr leisten können? Die eigentliche Ursache des Problems sieht Schipper in einer "Neoliberalisierung und Vermarktlichung der Wohnungspolitik". "Ursünde" sei die Abschaffung der Wohnungsgemeinnützigkeit von 1990 gewesen. Im Klartext bedeutete dies, dass Millionen preisgebundene Wohnungen in Deutschland verloren gingen.
Einen Ausweg sieht der Wissenschaftler etwa in der Wiedereinführung eines gemeinnützigen und nicht gewinnorientierten Wohnungssektors. Er forderte eine Verschärfung des Mietrechts und eine aktive Liegenschaftspolitik. Aber auch Stadtplanung und Baurecht seien Hebel, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Zugleich brauche es für einen Kurswechsel in der Wohnungspolitik "Druck von unten", also von möglichst vielen gesellschaftspolitischen Kräften.
Peter Grundler, Regionalleitung Caritas Biberach Saulgau, hat mit den Partnern im Aktionsbündnis "Bezahlbarer Wohnraum" Biberach bereits etwas bewegt. Denn auch hier sei die Welt mit Blick auf bezahlbaren Wohnraum "nicht immer in Ordnung", berichtete er. So verschaffte man sich zunächst einen genauen Überblick über das Problem, knüpfte dann vielfältige Kontakte zu wichtigen Akteuren. "Wir waren auf mehreren Gleisen unterwegs, wollten die Menschen zunächst über das Thema informieren, aber auch konkret etwas erreichen", sagte er. Inzwischen habe die Politik stärker im Blick, dass es auch sozialen Wohnraum brauche.
Auch ist man dabei, leer stehenden privaten Wohnraum zu gewinnen. Stellen Vermieter diesen zur Verfügung, werden sie im Rahmen eines gemeinsamen "TürÖffner" Projekts von Caritas, Dekanat und den katholischen Kirchgemeinden begleitet - auch wenn es Probleme oder Fragen gibt. Zudem wurde eine gemeinnützige Seniorenbaugenossenschaft gegründet. Grundlers Rat für mehr bezahlbaren Wohnraum: "Menschen an einen Tisch bringen! Und es braucht Beharrlichkeit und Geduld." Am Nachmittag vertieften die Teilnehmenden das Thema in verschiedenen Workshops.
Das Forum Sozialpastoral wird von der Initiative Sozialpastoral getragen. Sie ist im Jahr 2003 auf Initiative von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Caritas und Seelsorge hin entstanden und will den Blick für benachteiligte und arme Menschen in allen Bereichen des pastoralen Handelns schärfen sowie einen noch engeren Austausch ermöglichen. (jik)