17. Forum Sozialpastoral
"Geh mit Gott, aber geh!" Beim 17. Forum Sozialpastoral ging es um die Frage, wie wir als den Pastoralen Weg im Bistum Mainz als sozialpastoralen Weg verstehen und konkrete Schritte gehen können. Rund 70 haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende aus Pastoral und Caritas im Bistum Mainz diskutierten mit dem Referenten Jan Loffeld und tauschten im Rahmen von Workshops konkrete Ideen aus.
Patentrezepte werde er nicht geben, stellte Loffeld gleich zu Beginn seines Vortrags klar. "Sie sind kompetent für ihren eigenen Lebens- und Arbeitsbereich", so der Professor für Praktische Theologie und Leiter des "Department of Practical Theology an der Religious Studies" an der Tilburg University School of Catholic Theology im niederländischen Utrecht. Pastoraltheologie könne aber beim Sehen unterstützen, den Blick weiten. "Sie kann mithelfen, an einer Haltung zu arbeiten."
Loffeld skizzierte zunächst eine beschleunigte Erlebnisgesellschaft, in der Grundbedürfnisse vieler Menschen befriedigt seien und in der es darum gehe, in weniger Zeit möglichst viel zu erleben. "Der Imperativ unserer Zeit lautet: ‚Erlebe Dein Leben‘." Ohne Erlebnis keine Identitätsbildung, ohne Erlebnis keine Bestätigung durch andere. Eine Bühne böten uns Soziale Medien wie Facebook oder Instagram, wo wir Anerkennung in Form von Likes sammelten.
Doch wie verorten sich Caritas und Pastoral in dieser Logik, welche Konsequenzen müssen sie ziehen? Loffeld plädierte dafür, diese gesellschaftliche Realität zunächst einmal anzuerkennen und den Menschen mit Offenheit zu begegnen. "Wir ticken als Pastoral immer noch in anderen Zeitzonen. Es geht darum, das zu würdigen, ohne darauf aufzuspringen."
So gehe es in der Erstkommunionkatechese vielen Familien darum, eine gute Zeit zu haben. "Für uns ist sie nur dann gut gewesen, wenn möglichst viele Kinder Messdiener werden." Kirche vergebe aber viele Chancen, wenn sie kirchliches Engagement nur in einer solchen "A bis Z Logik" akzeptiere.
Irritierend und kränkend sei es für den "ehemaligen Monopolanbieter Kirche", dass sich Menschen im Jahreskreis von Event zu Event hangelten, neue, konsumorientierte Feste wie den Valentinstag, das Oktoberfest oder Halloween begingen. "Es gilt, das als kulturelle Normalität zu sehen und nicht als etwas, das unsere kirchlichen Kreise stört", plädierte Loffeld. Aber auch wer glaube, man müsse "Kirche nur auftunen und dann läuft der Laden", der täusche sich.
Die Chance von Kirche sieht Loffeld einerseits im Anbieten von Ritualen, die per se immer schon der Ereignislogik entsprochen haben. Andererseits aber auch in einer diakonischen Haltung. "Es geht da los, wo das Evangelium in die Realität kommt. Beim Handeln für die Menschen um ihrer selbst willen." Loffelds Frage lautet: "Wo ist Kirche eigentlich das, was sie sein sollte? Wo ist sie Zeichen und Werkzeug des Heils?"
Dieser Weg werde kein leichter sein, merkte einer der Zuhörenden an. Es sei mit großen Widerständen zu rechnen. Das sei möglich, räumte Loffeld ein. "Aber das Volk Gottes hat immer Wege in die Zukunft gefunden." (jik)